Donnerstag, 10. Januar 2013

"rgtn" postet ... zu:
 
BCA I. 6.-8.

Da fällt es zum ersten Mal, das hässliche Wort "Sünde", die "Macht der Sünde" (6). Bei dem in den 70er Jahren von den Salesianern Don Boscos und Benediktinern erzogenen steigt einiges hoch. - Ich bin froh, dass ich mich hier nicht um wissenschaftliche Exegese kümmere sondern in der Auseinandersetzung mit dem Text völlig frei bin. Es gibt massenhaft Belege in den Schriften des Urbuddhismus - so habe ich gehört - die darauf schließen lassen, dass Buddha selbst dringlich aufgefordert hatte nichts zu glauben, sondern nur der eigenen Erfahrung zu vertrauen. In diesem Sinn zählt für mich die Auseinandersetzung mit dem Text so wie er ist mit allem, was sich aus einer Übertragung als Quelle von Missverständnissen ergeben kann.

Ich habe mir die Mühe gemacht in einer englischen Übersetzung nachzusehen, die mit dem Wort "vice" für "Sünde" arbeitet, was Laster, Lasterhaftigkeit, auch schlechte Angewohnheit bedeuten kann. Lustig ist, dass "vice"(BE), bzw. "vise"(AE) im technischen Gebrauch für Schraubstock und Schraubzwinge steht.

An dieser Stelle sei der einzige Nutzerkommentar zur Kindle-Ausgabe in amazon.de wiedergegeben:

der User "ML" schreibt da:

"Vielleicht hatte ich einfach die falschen Erwartungen, aber für mich war dieses Buch eine Enttäuschung. Anstatt nützlichen Ratschlägen und tiefen Einsichten wird unglaublich viel davon geredet, wie schwach wir Menschen sind, wie schwierig es ist keine Sünden zu begehen und wie schrecklich sich Verfehlungen auswirken werden (Hölle, Hungergeister etc). Mich erinnerte das sehr an die Weltsicht der mittelalterlichen Christen, mit Buddha in der Rolle von Jesus. Gut zu wissen, dass man in dieser Zeit in Indien nicht viel anders dachte. Außer derartigen historischen Einsichten kann man aber meiner Meinung aus diesem Buch wenig lernen."

Ich kann mir gut vorstellen, dass er ebenfalls über das Wort "Sünde" gestolpert ist. - Es wäre interessant hier von einem Kundigen mehr über die Bedeutung des Worts im Original zu erfahren.

Für mich persönlich tun sich sofort die christlichen Höllen vom weissen (Kinder(!)Herzen auf, das nach übler Tat schwarze Flecken davonträgt. Stellen Sie sich einen 8-jährigen vor! - Ich kann mich noch erinneren, dass mich das elendlang beschäftigt hat damals. Und es ging gar nicht um eine einzelne Tat - es wurde als Prinzip vermittelt, womit ich direkt beim BCA bin, wie es sich mir hier mitteilt: Einfache rhethorische Kunstgriffe, die über die Darstellung der Schwäche das Heil und die Rettungsmöglichkeit um so leuchtender herausstellen.

Als weitere christliche Parallele scheint die Skizzierung eines Erlösers auf - damit hat unser amazon-ML schon recht! Was aber Buddha von Jesus unterscheidet ist, dass er sich nicht sehenden Auges ins persönliche Verderben gestürzt hat. Zwar ist das Modell der altruistischen "Selbstopferung" auch auszumachen (als der bekannte Unterschied zwischen Mahayana- und Hinayanabuddhismus), nur lässt sich Buddha nicht willig abschlachten, um damit "die Sünden der Welt hinwegzunehmen", sondern lädt, so lang er selbst wohllauf ist, zur Teilhabe ein, sorgt zu Lebzeiten noch für straffe und lebendige Strukturen für die Weitergabe seiner Lehren und überlässt diese nicht einem Haufen Opportunisten, die sich alles so hinbiegen können, dass sie je nach Belieben andere oder auch die eigenen Reihen diffamieren, diskreditieren und abschlachten können. - lol -

Die "Sünde" übersetze ich mir als "Fehlverhalten unter der Rücksicht, dass es ein besseres Verhalten gibt, das einen weniger stresst". Mehr kann ich nicht gelten lassen. Da kann es ja gut sein, dass man sich aus gutem Grund und aus Erfahrung(!) zum Altruismus entschliessen sollte.

Einen vielleicht in das BCA hineininterpretierbaren Aufruf Shantidevas, einer doktrinären Moral zu folgen kann ich bis auf Weiteres nicht sehen. Von den buddhistischen Höllen weiss ich bisher nicht viel - das kann ja heiter werden, wenn man ML's Eindrücken folgt.

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